Kein Zweifel: Deutschland ist im Fußball-Fieber. Nach dem furiosen Auftaktsieg gegen Portugal denkt die Nation bereits laut über den Einzug ins Finale nach. Und weil der Erfolg viele Väter (und Mütter) hat, bereichert Bundeskanzlerin Merkel die politische Bild- und Formensprache nach Raute und Ärmchenheber um ein weiteres Mem in Gestalt des Umkleidekabinen-Selfies. Sogar der SPIEGEL, Hauspostille der Nörgler und Grantler anerkennt ehrfurchtsvoll, dass die Kanzlerin mit ihrem Heranschmeißen an die National-Elf auch in Sachen Selbstvermarktung alles richtig macht. Deutschland ist im WM-Rausch und die Sieger(in) mittendrin.
Archiv für den Monat: Juni 2014
Journalismus gerettet – Hummer für alle
Da habt ihr es also doch noch geschafft. Erst voller Anteilnahme von der Internet-Boheme begleitet, dann frühzeitig für gescheitert erklärt und nun dem digitalen Tod in einem furiosen Finale von der Schippe gesprungen. Krautreporter, Ihr habt alles richtig gemacht. Glückwunsch! Oder doch nicht?
Gewiss, der Start war holprig, Euer Produktversprechen – um es in der Sprache der Werber zu sagen – zu unverbindlich und Eure Öffentlichkeitsarbeit bestand zeitweise eher aus beredtem Schweigen, denn aus echtem Dialog mit Euren potenziellen Lesern. Wenig geeignet, um über die eigene Filterbubble hinaus potenzielle Leser zu erreichen.
Panikparty mit Shitstorm
Unter Konzertveranstaltern ist es seit jeher gelebte Tradition, die Besucher ihrer Großevents ein bisschen so zu behandeln wie Schlachtvieh auf einem Güterbahnhof. Vor diesem Hintergrund schien das Gebahren des Konzertveranstalters Think Big beim Udo-Lindenberg-Konzert am 7. Juni in der Düsseldorfer Esprit-Arena auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich: Unter Vorspiegelung einer falschen Anfangszeit (18 Uhr statt 21 Uhr, Einlass ab 16 Uhr) wurden die Besucherströme zeitig ins Konzertstadion gelockt, wo ihnen dann mitgebrachte Getränkeflaschen aus „Sicherheitsgründen“ abgenommen wurden. Das alles mit dem erkennbaren Ziel, drei Stunden lang teure Getränke und Speisen aus dem eigenen Catering an die wartenden Konzertbesucher zu verkaufen.
Vom richtigen Umgang mit dem Tod
Während Autobauer Opel mit seiner viel beachteten „Umparken„-Kampagne hierzulande viel Beachtung und auch Lob erfährt, macht Konzernmutter GM in den USA gerade unschöne Negativ-Schlagzeilen. Im Februar hatte das Unternehmen in den USA rund 2,6 Millionen Fahrzeuge im Rahmen einer aufwändigen Rückrufaktion in die Werkstätten beordert. Grund waren Fehler an Zündschlüssern, die möglicherweise zu zahlreichen schweren Unfällen geführt hatten. 13 Todesopfer waren hierbei zu beklagen. Wenig pietätvoll versandte GM die Aufforderung zum Werkstattbesuch jedoch auch an die Angehörigen dieser Todesopfer. Ein Abgleich der Unfalldaten mit den persönlichen Daten aus der Kundenkartei war unterlassen worden. Mehrere Angehörige beschwerten sich daraufhin bei den Medien und machten den Fauxpas öffentlich. Zerknirscht erklärte ein GM-Sprecher: „Wir bitten die Familien, die eine Rückrufinformation erhalten haben, um Verzeihung“.